Ein Jahr nach der Kommunalwahl – Rückblick, Einordnung, Fragen
Rund ein Jahr ist es her, dass die neue Gemeindeleitung unter Bürgermeister Hans-Dieter Geiger in Windhagen die Amtsgeschäfte übernommen hat. Ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen – mit Blick auf Entwicklungen, offene Fragen und eine ehrliche Bewertung der politischen Arbeit im ersten Amtsjahr.
Die ersten Monate nach der Wahl waren erwartungsgemäß geprägt von verwaltungsorganisatorischen Entscheidungen. Die neue Gemeindeleitung hat die Geschäftsbereiche neu strukturiert und auf drei Beigeordnete übertragen. Kurz darauf wurden diese erneut verändert – übrig blieben zwei Beigeordnete mit eigenem Geschäftsbereich. Eine stabile politische Linie oder langfristige Struktur war in dieser Phase leider kaum zu erkennen.
Weniger Bewegung als erwartet – mehr Verwaltungsroutine als Gestaltungswille
Was wurde umgesetzt? Fast ausschließlich Maßnahmen, die bereits in der vergangenen Wahlperiode angestoßen oder beschlossen worden waren. Dazu zählen u.a.:
- die Erweiterung der Kita Wiesenwichtel,
- die Errichtung eines Buswartehäuschens am Bürgerhaus,
- die vorbereitende Planung zur Waldkita,
- die Sanierung der Hallerbacher Straße bis Ecke Köhlershohner Straße
Transparenz und Kommunikation bleiben auf der Strecke
Mit Bedauern stellen wir fest, dass die Transparenz der Gemeindeleitung gegenüber der Bevölkerung, aber auch gegenüber dem Gemeinderat und seinen Ausschüssen, deutlich nachgelassen hat.
Der amtierende Ortsbürgermeister hat die früher angebotene Bürgersprechstunde ersatzlos gestrichen – damit entfällt ein niedrigschwelliger Zugang für Bürgerinnen und Bürger. Ist der direkte Austausch nicht mehr erwünscht? Diese Frage muss erlaubt sein.
Digitale Informationen, Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen oder regelmäßiger Dialog mit der Bürgerschaft? Leider oft Fehlanzeige. Der direkte Draht, den viele sich wünschen, bleibt zu häufig aus – sei es in sozialen Medien oder im persönlichen Austausch.
Führungsstärke und Vernetzung – entscheidende Faktoren für Fortschritt
Gerade bei komplexen Vorhaben wie der geplanten Wald-Kita wird deutlich, wie entscheidend eine gute Vernetzung, abgestimmte Kommunikation und eine proaktive Herangehensweise sind. In den vergangenen Monaten hat sich jedoch gezeigt, dass es in diesen Bereichen auf Seiten des Ortsbürgermeisters spürbare Defizite gibt. Beteiligte Akteure wurden zum Teil nur unzureichend eingebunden, Abstimmungen verliefen schleppend – was letztlich zu Verzögerungen und gescheiterten Abstimmungen geführt hat.
Eine solche Entwicklung wirft Fragen auf: Wird der nötige Dialog bewusst vermieden oder fehlt es schlicht an Erfahrung im Umgang mit komplexen Verwaltungsprozessen? Beides wäre problematisch. Denn in einer leitenden Funktion kommt es nicht nur auf Fachkenntnis, sondern auch auf Dialogbereitschaft, Klarheit und aktive Führung an.
Herausforderungen im Amt des 2. Beigeordneten – Aufgaben mit Verantwortung
Auch innerhalb der Gemeindeleitung zeigen sich Herausforderungen, insbesondere im Bereich des 2. Beigeordneten Martin Blanck. In seiner Rolle als Ausschussvorsitzender sind wiederholt Unsicherheiten in der Sitzungsleitung sowie Unstimmigkeiten in der Protokollführung aufgefallen.
Die Anforderungen an eine strukturierte und verlässliche Gremienarbeit sind hoch – gerade auf dieser verantwortungsvollen Position. Wir möchten an dieser Stelle dafür werben, notwendige Unterstützung zu prüfen um eine professionelle Sitzungsführung sicherzustellen.
CDU/FDP-Fraktion – Für Windhagen aktiv
Als CDU/FDP-Fraktion setzen wir weiterhin auf eine aktive Ratsarbeit. Viele unserer Anträge greifen Anliegen der Bevölkerung auf, sind durchdacht vorbereitet und zielen auf konkrete Verbesserungen ab.
Einige Beispiele:
- Verbesserte Information zu KiTa-Themen
- Antrag auf spürbare Entlastung für Eltern bei den Essenskosten in der Betreuenden Grundschule
- Wochenmarkt / Regionalmarkt
- Weihnachtsmarkt im Ortszentrum
- Verkehrs- und Schulwegsicherheit (u.a. Gelbe Füße, Absenkung Übergänge)
- Förderung von Arten- und Umweltschutz (Niststationen, Wildtier-Infoveranstaltung)
- Gestaltung öffentlicher Infrastruktur (Verteilerkästen, Service-Station Fahrrad)
Für viele dieser Anträge liegen seit Monaten mehrheitliche Beschlüsse vor – eine Umsetzung ist jedoch nicht erfolgt. Die Gründe hierfür bleiben häufig im Dunkeln.
Nahversorgung: Ein klares Votum, wenig Bewegung
Besonders kritisch sehen wir den Umgang mit der Nahversorgung. 62,74 % der Windhagener Bevölkerung hat sich bei der amtlichen Einwohnerbefragung klar für einen Vollsortimenter ausgesprochen. Statt diesen Auftrag aktiv umzusetzen, entsteht der Eindruck, als solle das Thema ausgesessen werden. Hier fehlt aus unserer Sicht der politische Wille – nicht der Handlungsbedarf.
Wald-Kita: Beschluss ja – Umsetzung nein?
Auch bei der geplanten Wald-Kita sehen wir ein ähnliches Muster: Der Gemeinderat hat sich grundsätzlich für das Projekt ausgesprochen. Doch statt lösungsorientierter Umsetzung erleben wir Bedenken, Rückfragen, Hürden. Für uns steht fest: Wer eine solche Einrichtung will, muss auch den politischen Willen mitbringen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Innenortsentwicklung – Realität statt Wunschbild
Ein Blick zurück ins Wahlprogramm der Gemeinsam Bürger für Windhagen (GBfW) zeigt den Anspruch, den Innerort zu „beleben“. Doch wie? Diese Frage blieb bereits im Wahlkampf unbeantwortet – und auch heute fehlen konkrete Ansätze. Die Realität: Der Innerort verliert weiter an Struktur – Sparkasse, Bäcker, Kiosk, Fachgeschäfte – alles geschlossen. Wir machen hierfür nicht eine Partei verantwortlich, aber wir müssen anerkennen, dass diese s Problem nicht erst seit gestern besteht. Es ist eine strukturelle Herausforderung, die viele Orte betrifft. Und doch: Hier bedarf es neuer Ideen und konkreter Maßnahmen – nicht nur Wahlkampfslogans.
Ein Jahr später: Stillstand statt Fortschritt – wo bleibt die Führung?
Unser Anspruch bleibt: Politik gestalten – nicht nur verwalten. Dafür braucht es eine Gemeindeleitung, die aktiv zuhört, sich vernetzt, den Dialog sucht – und nicht nur auf Entwicklungen reagiert, sondern diese mitgestaltet.
Dass ein solcher Austausch auf Augenhöhe möglich ist, erleben wir aktuell am Beispiel unseres 1. Beigeordneten Karl Borsch. Mit großem Engagement sucht er bewusst den Dialog mit allen Beteiligten, bindet Akteure ein, informiert transparent und handelt lösungsorientiert.
Auch wir als CDU Windhagen und CDU/FDP-Fraktion setzen auf aktiven Austausch – ob bei Bürgersprechstunden, offenen Vorstandssitzungen oder direkter Gesprächsführung. Wir hören zu, wir schauen genau hin – und wir handeln. Dies zeigt, wie wertvoll gelebte Kommunikation für den Fortschritt in unserer Gemeinde ist. Windhagen verdient eine engagierte und kompetente Gemeindeführung, die sich den Herausforderungen stellt – nicht im Stillstand verharrt. Wir hoffen, dass sich daran im zweiten Amtsjahr etwas ändert. Für konstruktive Zusammenarbeit stehen wir bereit – doch wir werden auch weiterhin Missstände offen ansprechen. Denn Transparenz, Klarheit und Verlässlichkeit sind keine Option, sondern Pflicht.